Das Hautsekret der Pfeilgiftfrösche
und ihre Anwendungsbereiche in der Medizin
Geschichtliches
Die ecuadorianischen Indios nutzen die betäubende
Wirkung des Hautsekrets einiger Baumsteigerfrösche
neben dem Pflanzengift Curare schon seit
Jahrhunderten als Betäubungsgift für ihre
Blasrohrpfeile. Darüber hinaus wandten sie das Gift in
stark abgeschwächter Dosis als Stimulans für die Jagd
an. Die durch das Gift erweiterten Pupillen und die
geschärften Sinne sind und waren nachts sehr hilfreich
um Beute aufzuspüren.
Erstes biochemisches Interesse in der westlichen Welt
Im Jahre 1976 brachte der amerikanische Forscher
John Daily einen dieser Frösche mit dem Namen
Epipedobates Tricolor aus Equador mit und injizierte
das giftige Hautsekret einigen Labormäusen, die
daraufhin Muskelkrämpfe erlitten, die eigentlich
typisch für Morphin waren.
Froschgift als wirksames Schmerzmittel mit weniger Nebenwirkungen:
Der aus dem Hautsekret extrahierte Wirkstoff Epibatidin unterdrückt Schmerzen etwa 200-mal stärker als Morphin. Die Wirkung ließ sich jedoch anders als bei Morphin durch Naloxon
nicht beeinflussen, was Grund zu der Annahme gab, dass das Froschgift an anderer Stelle imKörper angreift.
Als sich herausstellte, dass der Giftgehalt im Hautsekret von in Gefangenschaft lebenden
Arten sehr schnell abnahm und der Frosch zudem mittlerweile unter Artenschutz stand, wurde
der Großteil des übrigen Giftes bis in die Neunzigerjahre eingefroren.
Heute geht man davon aus, dass die Frösche ihr giftiges Sekret durch die Aufnahme
bestimmter Nahrung wie beispielsweise Ameisen, welche selbst Gift enthalten, produzieren
können. Durch das in der Gefangenschaft angebotene Futter ist es den Fröschen nicht mehr
möglich ihre Giftigkeit aufrechtzuerhalten.
Erst 1992 gelang es Dailys Assistentin unter
Verwendung der Kernresonanzspektroskopie die
chemische Struktur des wirksamen Bestandteils des
Epibatidins zu ermitteln.
Da das extrahierte Epibatidin eine Ähnlichkeit mit
Nikotin aufwies glaubten die Forscher ein
Schmerzmittel gefunden zu haben bei dem keine
Suchtgefahr besteht und weniger Nebenwirkungen
auftreten. Das Gift dockt nicht an den Opiat-
Rezeptoren an sondern wirkt wie Nikotin an den
Bindungsstellen des Botenstoffs Acetylcholin. Die
Wirkung ist allerdings einhundertzwanzigmal stärker
als bei Nikotin und es stellt sich zudem keine
Toleranzwirkung ein. Allerdings fand man heraus, dass die Giftigkeit des extrahierten Epibatidins
zu hoch für die Anwendung am Menschen ist. Deshalb wurden mittlerweile mehr als 500
verwandte Substanzen hergestellt und getestet.
Die Wissenschaftler setzen ihre Hoffnung auf die Substanz ABT-594, welche ähnlich stark wie
Epibatidin wirkt jedoch weniger Nebenwirkungen aufweist und keine Abhängigkeit erzeugt. Durch
sie könnte in naher Zukunft ein Ersatz für das mit schwerwiegenden Nebenwirkungen behaftete
Morphin gefunden werden.
Verwendung bei Alzheimer und Parkinson:
Darüber hinaus hat man herausgefunden, dass sich mit Hilfe von epibatidinverwandten Substanzen
in Tierversuchen krankhaft veränderte Hirnbereiche nachweisen lassen. Somit könnte ein Stoff
erfunden werden der zur Behandlung von Alzheimer oder Parkinson eine große Rolle spielen wird.
Behandlung von Herzkrankheiten
Das Hautsekret zweier anderer Vertreter der Pfeilgiftfrösche Dendrobates Auratus und Dendrobates
Pumillio, welche Pumilliotoxine ,ein Gift das sich auf die Herztätigkeit auswirkt,enthalten, haben
ebenfalls die Aufmerksamkeit der Pharmaindustrie auf sich gezogen. Auch sie könnten noch ihre
Anwendung in der Behandlung von Herzkrankheiten finden.
Das Gift von dendrobates auratus und
von dendrobates pumilio
enthält u.a.:
Pumiliotoxin A
Pumiliotoxin B
Pumiliotoxin C
Einsatz in Fußpilzsalben
Die bunten Baumsteigerfrösche nutzen dieses Gift jedoch nicht nur als Nervengift gegen
Fressfeinde sondern auch als Fungizid. Die antimykotische Wirkung des Hautsekrets findet bereits
seine Anwendung in der Herstellung von Fußpilzsalben.